Description

Rot-Weiß-Rote Geschichte Nie hätte ich gedacht, dass mir die Farben von Fensterläden Geschichten erzählen könnten. Nun aber war es soweit. Ich wusste, in dieser Gegend war es nie weit bis zur Grenze zu den österreichischen Nachbarn, egal wo ich mich aufhielt. Dass die Besitzverhältnisse aber oft zwischen den Staaten gewechselt hatten, in manchen Orten sogar mehrmals, das war heute kaum noch zu erkennen. In diesem Ort allerdings brachten mich die rot-weiß-roten Fensterläden auf die Spur der Geschichte. Und ich folgte ihr nur allzu gern. Schließlich waren das markante Rot in Kombination mit dem Weiß in der Mitte schon seit ewigen Zeiten die Nationalfarben Österreichs. Und so entdeckte ich, dass Weiler eine über 200-jährige österreichische Geschichte zu erzählen hatte. Es begann im Jahr 1570, als Weiler an die Habsburger verkauft wurde. Was dann folgte, war nicht anders, als in den meisten deutschen Orten auch. Man litt unter dem Dreißigjährigen Krieg, der Pest und brandschatzenden Schweden. Doch es folgten auch Blütezeiten, die Lage an der Salzstraße und das Marktrecht ließen Weiler eine wichtige Funktion einnehmen. Mit Napoleons Sieg über die Habsburger endete die österreichische Zeit Weilers, der Ort wurde dem Königreich Bayern zugeteilt. Die Eingliederung fiel ihm nicht schwer. Der Wandel vom blauen zum grünen Allgäu – weg vom immer schlechter werdenden Flachsanbau zur Vieh- und Milchwirtschaft – kam Weiler gelegen. Der Emmentaler Käse bestimmte fortan die Geschicke des Ortes, zu ihm sollten sich viele weitere regionale Produkte gesellen. Ich hatte meine Reise mit dem österreichischen Rot-Weiß-Rot begonnen, nun traf ich auf das Weiß und helle Gelb der heimischen Käse aus den nahen Sennereien, auf das tiefe Gelb und dunkle Braun des örtlichen Bieres und die farbenreiche Vielfalt der regionalen Kräuterprodukte. Und ich freute mich, von nun an der Geschichte mit weiteren Sinnen folgen zu können, schließlich galt es, all diese Köstlichkeiten auch zu probieren.